Barrierefrei?
Hat Ihnen Ihr Webdesigner eine „barrierefreie“ Website verkauft? Viele Agenturen werben damit!
Habe Sie geprüft, ob Sie tatsächlich eine solche bekommen haben?
Nein?
Dann wird es Zeit!
„Barrierefreies Webdesign“ heißt, dass die Website für ALLE behinderten Menschen, egal welcher Art ihre Behinderung ist, uneingeschränkt nutzbar sein muss.
Ist das bei Ihnen so? Prüfen Sie es?
Zuerst lesen Sie bitte mal die
Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung
Wenn sie dann immer noch glauben, Sie hätten eine solche Seite, dann ist es gut, in den meisten Fällens stimmt das aber nicht.
Prüfen sie weiter an folgenden (beispielhaften) Kriterien:
Die klassische Behinderung ist der Rolli-Fahrer. Ist für diesen ein barrierefreies Webdesign wichtig? Nein, solange er alle oberen Körperteile uneingeschränkt nutzen kann.
Auch die Benutzung einer Linkshänder-Maus ist für das Webdesign völlig egal.
Wie sieht es aber aus mit sehbehinderten Menschen?
Ist die Schriftgröße ausreichend? Klar kann der Nutzer selbst die Schriftgröße anpassen, aber wie viele besonders ältere Nutzer wissen das denn? Ist die Schriftart so gewählt, dass auch ein Sehbehinderter sie gut lesen kann? Ist die Farbkombination so gewählt, dass sie die Augen des Nutzers nicht überfordert? Ist das Layout so gestaltet, dass man leicht einen Überblick über die Funktionen bekommt, oder muss man die Navi suchen? Oder ist so viel auf die Seite gepfropft, dass man ganz kirre wird im Kopf?
Sind die Texte so gestaltet, dass sie von einem Bildschirmlesegerät erfasst und vorgelesen werden können? Oder können die Texte auf ein Gerät übertragen werden, das Braille-Schrift generieren kann? Sind im Zeitalter von Multi-Media-Inhalten (z. B. Videos) diese mit einer akustischen Beschreibung unterlegt? Kann sich der Blinde akustisch anzeigen lassen, was auf einem Bild zu sehen ist?
Oder nehmen wir das Gegenstück, die Hörbehinderung:
Werden beim Einsatz von Videos alle gesprochenen Texte per Untertitel angezeigt? Ich kenne viele moderne Webshops, die ihre Waren per Video vorstellen und erklären lassen - Untertitel für Gehörlose sehe ich da nur selten.
Oder nehmen wir den Bereich der nicht so "populären" Behinderungen, wie z. B. eine Parkinson- oder MS-Erkrankung. Kann der Nutzer trotz seiner unpräzisen Bewegungen den Mauszeiger gut steuern oder flutscht ihm die dritte, bei Mauskontakt ausklappende, Navi-Ebene immer weg?
Ist die Seite optisch so gestaltet, dass sich ein Nutzer mit psychischen Erkrankungen, die auch Behinderungen darstellen, trotz seiner massiven Konzentrationsprobleme auf den Inhalt konzentrieren kann, alles schnell finden kann, was er sucht, oder macht ihn die Inhaltsfülle oder gar die Farbkombination völlig wahnsinnig?
Und? Ist Ihre Website barrierefrei?
Wenn Sie diese Frage nach diesen wenigen Beispielen immer noch mit „Ja“ beantworten können, dann ist das sehr schön! In den meisten Fällen wird das aber wohl nicht der Fall sein.
Und fragen Sie sich mal bitte, ob man diese ganzen Kriterien überhaupt für einen Preis von 850 bis 1.000 € realisieren kann, denn das ist so auf dem Markt der Preis für kleine Pakete gewerblicher Websites.
Ich werbe nicht damit!
Ich kann es machen, aber nur auf besonderen Wunsch.
Meine Layouts gestalte ich immer so, dass man sich schnell und gut durchfindet und die Farben niemanden erschlagen - das gehört bei mir zum Grundkonzept. Alles andere ist illusorisch und im Zweifel Irreführung. Allein das Erstellen und Schneiden eines Videos von wenigen Minuten Laufzeit und das komplette Untertiteln frisst so viel Arbeitszeit, dass ein Budget von 1.000 € geradezu lächerlich wirkt. Bedenken Sie, dass man bereits bei der Aufnahme des Videos und/oder bei der nachträgliche Vertonung darauf achten muss, dass der Sprecher nicht schneller spricht als der Nutzer die Untertitel lesen kann. Laufen die Untertitel zu schnell, ist das Kriterium „barrierefrei“ nicht mehr erfüllt!
Also: schauen Sie bitte genau hin, was Sie verkauft bekommen!