Das Layout
Das Layout einer Website - und da sind wir uns alle einig - hat einen nicht ganz unwesentlichen Einfluss auf den Erfolg einer Website. Leider muss ich immer wieder sehen, dass gerade in diesem Bereich sehr viele Fehler gemacht werden, die möglicherweise der Kunde des Webdesigners teuer bezahlen muss.
Um dieses Thema näher zu behandeln, müssen wir zunächst erst einmal klären, welchem Zweck die Website dienen soll. Ich kann auf der einen Seite eine private Website gestalten, auf der ich die Blumen in meinem Garten per Foto präsentieren möchte, oder die Entwicklung meines Babys, oder oder oder. Bei der artigen Seiten kann ich frei nach Geschmack und Belieben gestalten.
Anders sieht es aus, wenn ich eine gewerbliche Website gestalte, deren Hauptaufgabe es ist, Kunden, sprich Umsatz zu generieren.
Genau diese Seiten sind es, um die es hier gehen soll - um Seiten die direkten Einfluss auf den Geldbeutel des Betreibers nehmen sollen.
Dass an erster Stelle die Suchmaschinenoptimierung (SEO) steht, das dürfte dem aufmerksamen Leser meiner Website bereits klar sein. Und auch, dass Layout und SEO nicht in jedem Fall zusammen passen, weil layoutstarke Techniken oft nicht für Google und Co. lesbar sind. Letzteres wird leider immer wieder übersehen. Wer eine layoutgewaltige Seite in Flash programmieren lässt und dafür oft sehr teuer bezahlt, der sollte sich nicht wundern, wenn seine Website nach 5 Jahren immer noch nicht bei Google auf relevanten Positionen auftaucht.
Webseiten werden in den meisten Fällen von Dienstleistern dieser Branche über „hübsch“ verkauft. „Hübsch“ ist aber in den seltensten Fällen auch gleich „wirksam“!
Wenn ich mir Webseiten anschaue und diese analysiere, und das tue ich nunmehr seit einigen Jahren, dann frage ich mich immer, ob so mancher Designer gerade seine „künstlerische Phase“ hatte.
Wenn ein Internetnutzer die Google-Suche anwirft, dann hat er in der Regel nicht die Absicht sich ein bisschen unterhalten zu lassen, sondern dann sucht er nach bestimmten Waren oder Dienstleistungen - zumindest ist genau diese Gruppe für Sie als Unternehmer relevant, die andere können wir hier getrost ignorieren.
Wenn also jemand eine Ware oder Dienstleistung sucht, dann sucht er in erster nach Informationen über diese - darauf liegen 90 % seines Fokusses. Natürlich möchte er das Erwünschte auch angenehm präsentiert bekommen, aber eben nicht um es schön zu finden, sondern um seine Eigenschaften zu erkennen. Das ist einer der wichtigsten Punkte dieses Themas.
Um das zu erreichen, muss das Layout diskret hinter diesem Zweck zurück treten. Häufig sieht man aber, dass Texte und relevante Bilder derart vom Layout optisch überlagert werden, dass man sich regelrecht auf die Suche nach den relevanten Inhalten begeben muss. Sicherlich wirkt eine solch künstlerische Website im ersten Blick sehr schön und löst womöglich einen Wow-Effekt aus, aber um den Hauptzwecke der Seite zu erfüllen - das Generieren von Umsatz - müssen unbedingt werbepsychologische Aspekte beachtet werden. Auch wenn der Betrachter die Seite auf den ersten Blick toll findet, wird sein Unterbewusstsein nach kurzer Zeit von dem overdresseden Layout genervt sein, weil es die Konzentration vom Wesentlichen zu sehr ablenkt.
Sparsames und optisch angenehmes Layout, das nicht in den Augen beißt, lenkt die Aufmerksamkeit des potentiellen Kunden auf das Wesentliche, das Layout wird als angenehmes „Hintergrundrauschen“ empfunden, ähnlich wie sie beim Lesen eines spannenden Buchs auch nur leichte entspannende Musik ganz leise im Hintergrund laufen lassen und keine große Oper oder ein Metal-Konzert mit 102 dB. Sie möchten ja etwas vom Inhalt des Buchs mitbekommen und nicht jeden Satz dreimal unterbrechen, weil Sie grad von der Basedrum aus den Socken gehauen werden. Und Multitasking gibt es bei Menschen nicht, weder bei Männern noch bei Frauen!
Ein zweiter nicht zu unterschätzender Aspekt ist der, dass ich oft Webseiten sehe und mich dann wundre, wenn ich einen Flyer des Unternehmens in den Händen halte oder mich selbst im Laden aufhalte, was denn das Seitenlayout damit zu tun hat. Alle Welt spricht von Corporate Design - ich bevorzuge „Wiedererkennungswert“ - und keiner macht’s.
Wenn ich einen Kunden kennen lerne und mit ihm ins Gespräch komme, dann ist irgendwas in jedem Fall schon vorhanden - ein Ladengeschäft, eine Visitenkarte, ein Flyer etc. Irgendwie hat sich der Unternehmer, es sei denn er kommt sofort in der Neugründungsphase zu mir, schon Gedanken gemacht und hat etwas entwickelt, was bleibend sein soll - darauf gilt es aufzubauen.
Zudem muss man nicht alle Farben, die ein PC-Monitor in der Lage ist darzustellen, auch in seine Website einbauen - weniger ist hier oft mehr. Die größten Komplimente habe ich bisher für Kreationen bekommen (nicht nur Websites), bei denen ich so wenig wie möglich Farben verwendet habe. „Bunt“ ist nicht gleichbedeutend mit „gut“. Auch ein gutes Farbfoto gewinnt an Qualität je mehr sich der Fotograf in der Farbwahl beschränkt.
Nun könnten sie sagen, dass dies vom Geschmack abhänge und individuell unterschiedlich sei. Aber da muss ich Ihnen leider widersprechen. Bestimmte Empfindungen sind bei allen Menschen gleich ohne individuelle Unterschiede. So wird z. B. der „Goldene Schnitt“ von allen Menschen unterbewusst als schön empfunden und ich kenne auch niemanden, der das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schultafel dem Klang eines wohltemperierten Klaviers vorziehen würde. Auch eine falsch oder nicht gestimmte Gitarre wird von allen Menschen als unangenehm empfunden. Harmonie ist keine Frage des Geschmacks, sondern eine grundlegende Wahrheit! Diese Harmonie gilt es in einer Website aufzubauen, damit der Aufenthalt des Besuchers auf der Seite für diesen so angenehm wie möglich ist.
Zu guter Letzt gibt es auch technische Einschränkungen. Nicht jede Farbkombination, die auf einem Blatt Papier gut aussieht, funktioniert auch im Web. Wer schon einmal versucht hat auf einer Website einen pink geschriebenen Text auf schwarzem Hintergrund zu lesen, der weiß was ich meine. Durch die Pixelstruktur des Monitorbilds beginnen bestimmte Farben vor den Augen zu flimmern. Wer glaubt, dass ein Besucher einer solchen Website Kunde wird?
Zum guten Layout gehört auch eine gewisse Übersichtlichkeit. Wenn die Struktur der Startseite schon aussieht wie das 2 Jahre lang nicht aufgeräumte Schüttel-Etui der Tochter, dann wird das den Besucher auch nicht auf der Seite halten. Wenn er auf der ganzen Seite verteilte Navigationsleisten suchen muss und auf der nun endlich gefunden Unterseite wieder eine Navi an einer ganz anderen Stelle findet, dann wird das sein Nervenkostüm überstrapazieren. Zum Layout gehören also nicht nur Farben und Formen, sondern auch Übersichtlichkeit und klare Strukturen - „Usability“ (Nutzerfreundlichkeit) wird da heute zu gesagt - gemacht wird es selten. Auch ausklappende unter-Navigationen gehören nicht zu meinen Favoriten - manchmal sogar nicht nur in 2, sondern in 3 Ebenen - denn wenn man mit der Maus nicht ganz präzise werkelt, dann plopp, ist die unter-Navi wieder weg. Ältere Leute, deren Hände nicht mehr so gut funktionieren, oder auch Menschen mit entsprechenden Erkrankungen, wird das verärgern.
Da wird oft großspurig mit „Barrierefreiheit“ (für behinderte Menschen nutzbar) geworben und richtig abkassiert, aber der Parkinson-Kranke darf zusehen, wie er zitternd erreicht, dass die Unternavi offen bleibt. Und genau das gehört für mich zur Barrierefreiheit (ich bevorzuge den Begriff „Barrierearmut“, denn man kann sich nicht auf alle möglichen Körperbehinderungen einstellen). Dies sind die Dinge im Kleinen, die man erreichen kann, eine Website für einen Blinden zu erstellen ist dagegen eine ganz andere Nummer. Und die meisten Behinderungen werden von der Hardware oder vom Betriebssystem kompensiert, nicht von der Website. Ein Sehschwacher kann einen größeren Monitor benutzen oder kann die Seitengröße per Scrollrad regulieren, ein Handamputierter nimmt eine Linkshänder-Maus. Aber Parkinson, Multiple Sklerose o. ä. kann keine Hardware kompensieren, da muss der Webdesigner aufpassen. Das muss ich von einem Webdesigner verlangen können und nicht nur große Sprüche.
So, ich hoffe, dass ich ein bisschen Ordnung in den ganzen Layout-Wirrwarr bringen konnte, und vieleicht verstehen Sie nun auch, warum die meisten meiner Websites so aussehen wie sie aussehen.